Krampfadern oder Varizen sind erweiterte, geschlängelte oder überlange oberflächliche Venen an den Beinen. So die in die Umgangssprache übersetzte Begriffserklärung von Krampfadern. In den letzten Jahrzehnten sind zusätzliche Kriterien hinzugekommen.
Krampfadern sind in denindustrialisierten Ländern eine weitverbreitete Erkrankung. Zwischen 10% und 50% der Bevölkerung leidet an Krampfadern, wobei Frauen gleich bis etwas häufiger betroffen sind wie Männer. Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt im Alter zu.
Man unterscheidet zwischen einem sogenannten primären Krampfaderleiden, welches scheinbar ohne Grund im Jugend oder frühen Erwachsenenalter, bei Frauen häufig nach Schwangerschaft auftritt. Bei der sekundären Form hat die Erweiterung der Venen einen Grund z.B. kann der Verschluss einer tiefen Beinvene (Thrombose) zu Krampfadern führen. Durch die Krampfadern kommt es zur sog. venösen Insuffizienz, welche sich in Stadien einteilen lässt. Bei der sog. Widmer-Klassifikation unterteilt man 3 Stadien. Im Stadium 1 kommt es zu Schwellungen im Bereich der Sprunggelenke und der Unterschenkel. Die Venen an den Fussrändern können aufgetrieben sein. Im Stadium 2 kommt es zu Hautveränderungen wie Störungen der Hautfarbe, Hautentzündung sowie Bindegewebsvermehrung Abbau des Unterhautfettgewebes. Das Stadium 3 entspricht dem Geschwür, typischerweise an der Fussknöchelinnenseite.
Um zu verstehen, wie sich Krampfadern entwickeln ist ein Verständnis der Anatomie der Beinvenen nötig. Venen transportieren das Blut aus dem Körper ins Herz zurück. Entscheidend ist die Unterteilung in ein oberflächliches und eintiefes Venensystem. Die beiden wichtigsten oberflächlichen Venen sind die Vena saphena magna an der Innenseite des Beines und die Vena saphena parva an der Rückseite des Unterschenkels. Zwischen diesen beiden oberflächlichen Hauptvenen gibt es oberflächliche Verbindungsvenen (Giacominivene, Vena femoropoplitea). Die sog. Perforansvenen verbinden die oberflächlichen Venen mit den nicht sichtbaren Venen in der Tiefe des Beines am Unter- und Oberschenkel. Hinzu kommt an den Beinen eine Spezialität. Die Schwerkraft behindert den Rückfluss des Blutes. Um dem Einfluss der Schwerkraft entgegenzuwirken, haben die Beinvenen Klappen, welche sich zum Herzen hin öffnen und durch ihre Ventilfunktion den Rücktransport des Blutes zum Herzen hin unterstützen.
Durch vermehrten Einfluss der Schwerkraft, beispielsweise bei Menschen, welche den ganzen Tag stehen müssen (z.B. Verkauf), kommt es bei zu dehnbaren Venenwänden zu einer Ausweitung der oberflächlichen Venen und in der Folge zu nicht mehr vollständig schliessenden Klappen. Der für den herzwärts gerichteten Rücktransport des Venenblutes zuständige Klappenapparat wird überlastet, andere Transportmechanismen genügen nicht mehr, um den vollständigen Rücktransport des Blutes zum Herzen zu gewährleisten. So kommt es als Erstes nach langem Stehen zu Schwellungen der Unterschenkel, im Verlauf dann zum Austritt von roten Blutkörperchen aus den Venen ins umliegende Gewebe, was zu Farbveränderungen der Haut führt. Die Versorgung der am stärksten belasteten Region an der Innenseite des Sprunggelenks mit Nährstoffen und Sauerstoff ist vermindert. Bereits kleinste Verletzungen können dann zu hartnäckigen, schlecht heilenden Wunden (Geschwüren) führen
Zur Bestätigung der klinischen Diagnose aufgrund der Untersuchung erfolgt dann eine Ultraschalluntersuchung (Duplexsonographie) der Venen, welche der Bestätigung der Diagnose und der Festlegung des Ausmasses der Krampfadern dienst. Die Duplexsonographie dient als Grundlage für eine allfällige Operation oder andere Therapiemethoden. Eine Phlebographie, d.h. eine Darstellung der Venenverhältnisse mittels Röntgenbild nach Injektion von Kontrastmittel, kommt nur in Ausnahmefällen und bei speziellen Fragestellungen zum Einsatz.
Alle PatientInnen mit Krampfadern sollten konsequent Kompressionstrümpfe tragen. Diese verhindern das oben erwähnte Ausweiten der Venen im Stehen und Fördern den Rückfluss des Blutes zum Herzen hin. Ausgeprägte Krampfadern werden operiert. Methode der Wahl ist auch heute noch die Crossektomie, gefolgt von der Entfernung der oberflächlichen Krampfadern, dem Stripping. Bei der Krossektomie werden die oberflächlichen Venen im Bereich der Leiste abgetrennt. Beim Stripping wird von der Leiste aus ein Draht in die grosse Stammvene an der Innenseite des Beines eingeführt und bis zum Knöchel hin eingefädelt. Der Draht liegt dann in der Vene und tritt am Knöchel wieder aus. Dort wird ein kleines Metallstück (“Olive”) am Drahtende befestigt. Dieses ist grösser als der Durchmesser der Vene. Durch Ziehen am Draht von der Leiste aus wird die Vene durch einen kräftigen Zug entfernt. Weniger ausgeprägte Krampfadern können ambulant entfernt werden. Sehr kleine Varizen können mittels nicht-operativer Methoden (Sklerotherapie, Lasertherapie) angegangen werden.
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